06 Nov Der Grundwasserspiegel fällt und der Meereswasserspiegel steigt – beides in dramatischem Ausmaß
Kürzlich mussten wir unsere Wanderpaddeltour aufgeben, weil der Wasserspiegel in den weniger als 100 km nördlich von Berlin entfernten Seen so weit gefallen war, dass die Wasserstraßen in alle Richtungen hin ausgetrocknet und damit unpassierbar waren.
„Wassermangel in Brandenburg – Es war einmal ein See“ so die Überschrift in der taz¹ vom 26.09.19. Es geht um den Seddinsee an der südöstlichen Stadtgrenze von Berlin. Der Berliner Tagesspiegel² titelte einige Monate zuvor mit „Falsche Sparsamkeit Berliner, verschwendet Wasser!“. Wer nun glaubt, dass es dazu heftige Kritik gegeben hätte, muss sich leider eines Besseren belehren lassen.
Die Berliner Wasserbetriebe benötigen jährlich 305,2 GWh Strom³ , d.h. ca. 100 kWh pro Einwohner. Bezogen auf den eigenen Haushaltsstrombedarf von 750 kWh pro Person benötigen die BWB so viel Energie, wie eine Stadt mit mehr als 400.000 Einwohnern. Dabei wird das Abwasser hier noch nicht einmal soweit aufbereitet, dass man darin, ohne sofort krank zu werden, baden kann. Medikamentenrückstände, die das Klärwerk passieren, schädigen Flora und Fauna und werden zunehmend auch im Trinkwasser nachgewiesen. Krankheitserreger und Chemikalien zu entfernen, würde den Stromverbrauch nochmals drastisch steigen lassen.
Mittels Regenwassernutzung und Grauwasserrecycling lassen sich hingegen fast alle Qualitätsanforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllen. Über Grauwasserrecycling mit integrierter Wärmerückgewinnung werden zudem seit 2011 in einem Berliner Pilotprojekt mit einem Stromaufwand von insgesamt 17 kWh pro Person und Jahr 35% Trinkwasser eingespart und gleichzeitig 100 kWh Wärme pro Person aus dem Grauwasser gewonnen, die in die Warmwasserbereitung eingespeist werden. Die Erfolgsstory ließe sich weiter ausführen.
Regenwassernutzung, Grauwasserrecycling mit Wärmerückgewinnung sind zeitgemäße Antworten auf aktuelle Energie- und Wasserprobleme. Erste Regelwerke hierzu wurden bereits 1995 veröffentlicht.
Um ihren Profit zu sichern und zu steigern, tun Lobbyisten ihr Bestes, bewährte Technologien zu verhindern, während viele Politiker ihnen scheinbar gedanken- und verantwortungslos folgen, anstatt Natur- und Umweltschutz sowie niedrige Betriebskosten im Wohnungsbau zu erwirken.
¹ https://taz.de/Wassermangel-in-Brandenburg/!5626488/
² https://www.tagesspiegel.de/berlin/falsche-sparsamkeit-berliner-verschwendet-wasser/21170072.html
³ https://www.bwb.de/de/assets/downloads/2018–11_nachhaltigkeitsbericht-bwb.pdf
Nachzulesen im fbr-wasserspiegel 4/19